Wir bringen Menschen mit Diabetes zusammen – das ist Empowerment im besten Sinne

Wir bringen Menschen mit Diabetes zusammen – das ist Empowerment im besten Sinne


Unser Team war in diesem Jahr erstmals auf den Veranstaltungen „Diabetes zum Anfassen“ von #dedoc unterwegs. Wir haben Leonie Busch, Head of Communications DACH, ein paar Fragen über die internationale Community gestellt.


Leonie, wofür steht #dedoc° und welches Ziel verfolgt die Community?

Die Deutsche Diabetes Community #dedoc° bringt die Stimmen von Menschen mit Diabetes dahin, wo Entscheidungen getroffen werden: in die Wissenschaft, in die Gesellschaft, in die Politik. Mit dem weltweit größten Stipendienprogramm seiner Art haben wir seit 2020 über 400 Menschen aus mehr als 100 Ländern als #dedoc° voices zu den wichtigsten internationalen Diabetes-Kongressen gebracht – nicht nur als Teilnehmende, sondern als Vortragende, Blogger und Impulsgeber.

Über Formate wie den Virtuellen Weltdiabetestag, eigene Symposien und Konferenzen sowie durch Medienpartnerschaften mit DIE ZEIT, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem Diabetes Ratgeber oder der Apotheken Umschau schaffen wir Sichtbarkeit – für Erfahrungen, Fragen und Forderungen aus der Community.
 
Was uns antreibt: bessere Versorgung, weniger Stigma, echte Mitsprache.
Denn für uns gilt: Über uns wird nicht nur gesprochen. Wir sprechen mit.
#NothingAboutUsWithoutUs


Ihr veranstaltet die Live-Events „Diabetes zum Anfassen“. Warum ist es wichtig, die Community vor Ort zusammenzubringen?

„Diabetes zum Anfassen“ bringt Menschen mit Diabetes zusammen – um verschiedene Systeme kennenzulernen, Erfahrungen zu teilen und Fragen zu stellen, die im Alltag oft keinen Raum finden. Denn wer mit Diabetes lebt, muss regelmäßig Therapieentscheidungen treffen – häufig ohne die Möglichkeit, verschiedene Systeme wirklich zu vergleichen. Deshalb haben wir ein Eventformat geschaffen, das genau da ansetzt: Technik wird erfahrbar gemacht, und Menschen mit Diabetes teilen ihre individuellen Erfahrungen direkt miteinander. So entsteht eine Entscheidungsgrundlage, die weit über Broschüren und Beratungsgespräche hinausgeht.
 
Und: So viel digital möglich ist – echte Begegnungen lassen sich nicht ersetzen. Wer einmal gesehen hat, wie sich Menschen bei „Diabetes zum Anfassen“ zum ersten Mal live treffen, obwohl sie sich online schon lange kennen, weiß, was diese Momente bedeuten.
 
In diesen Gesprächen entstehen Vertrauen, Verständnis und oft echte Erleichterung. Es ist etwas anderes, einem Menschen direkt gegenüberzustehen, der wirklich versteht, was es heißt, mit Diabetes zu leben – weil er oder sie es selbst tut.


Welche Erfahrungen sammelt ihr vor Ort im Austausch mit Menschen mit Diabetes?

Das Besondere ist, dass es nicht um Fachvorträge von oben herab geht, sondern um Begegnung auf Augenhöhe und den Dialog. Viele Teilnehmende sagen: „Endlich versteht hier jemand, wie es wirklich ist“. Andere erzählen uns, dass sie zum ersten Mal in einem geschützten Rahmen all die Fragen stellen konnten, die ihnen im Alltag sonst vielleicht unangenehm sind oder oft keinen Platz haben. Diese Offenheit, dieses gegenseitige Zuhören und Verstehen – das ist das Herzstück unserer Veranstaltungen und Empowerment im besten Sinne.


Gesundheit und Ernährung ist ein Thema, das euch besonders am Herzen liegt – was kann beides eurer Erfahrung nach leisten für Menschen mit Diabetes? Und wie steht ihr zum Thema Zuckerkonsum im Zusammenhang mit Unterzuckerung?

Ernährung kann ein starkes Werkzeug sein – aber nur dann, wenn Menschen sich nicht allein gelassen fühlen. Wir glauben: Es geht nicht nur um individuelles Verhalten, sondern auch um die Rahmenbedingungen. Wer sich gesund ernähren will, braucht Zugang zu verständlicher Information, bezahlbaren Lebensmitteln und Angeboten, die sich in den Alltag integrieren lassen.
 
Das gilt auch beim Thema Unterzuckerung. Eine Hypo ist nicht das Ergebnis „falschen“ Verhaltens, sondern Teil einer komplexen Erkrankung. Dass es mittlerweile zahnfreundliche, geschmacksneutrale Produkte wie Hyporest gibt, ist ein Beweis dafür, wie viel Potenzial in Innovationen aus der Community steckt. Es braucht beides: gute Produkte – und eine Umgebung, die Menschen mit Diabetes unterstützt statt bewertet. Deshalb setzen wir auf Information und Austausch, nicht auf moralische Kategorien.


Was kann sich die deutsche Community von internationalen Communities abschauen – und andersherum?

In Deutschland gibt es viel Erfahrung mit strukturierten Selbsthilfe-Angeboten. International erleben wir mehr Offenheit im Umgang mit Themen wie Stigmatisierung, mentaler Gesundheit oder Diskriminierung. Beides hat Wert. Mit unserem #dedoc° voices Programm verknüpfen wir diese Perspektiven. Denn: Egal wo man lebt – die Fragen und Herausforderungen ähneln sich. Gemeinsam sind wir stärker.


Was ist eure Botschaft an Menschen mit Diabetes?

Du bist mehr als dein Blutzuckerwert. Deine Erfahrungen sind wichtig. Deine Stimme zählt. Du hast das Recht, gehört zu werden – im Gespräch mit deinem Arzt genauso wie in der Gesundheitspolitik. Dafür steht #dedoc°. Und deshalb sagen wir auch: Sprache macht einen Unterschied. Sie kann stärken – oder verletzen. Wir wollen, dass sie stärkt.